Ein kleiner Einblick in die NBT

Hinter den Abkürzungen NBT und TB verbergen sich nicht etwa Infektionskrankheiten oder Geheimcodes, nein, sie sind die Kurzform für unsere Nachmittagsbetreuung. Die NBT lebt von engagierten Kollegen und Kolleginnen und jenen Kindern, die ihre Nachmittage außerhalb des Unterrichts in der Schule verbringen. Um einen kleinen Einblick zu vermitteln, was an diesen Nachmittagen so passiert, möchte ich im Folgenden kurze Ausschnitte wiedergeben:

Aufgeregt diskutiert eine fröhliche Mädchenschar über ihre Pläne zum bevorstehenden Wochenende. Die Pausen sind einfach zu kurz und der Unterricht nicht geeignet, alle wichtigen privaten Details zu besprechen. Da trifft es sich doch gut, dass die ganze Gruppe ihre Hausübungen gemeinsam erledigen kann und danach noch Zeit zum Plaudern hat, bevor sie sich am späten Nachmittag trennen und die Mädchen in alle Windrichtungen verstreut nach Hause aufbrechen müssen…

Das große, blasse Mädchen braucht unbedingt jemanden, der ihm zuhört, dem es seine wahren Interessen mitteilen kann, denn im Unterricht muss es sich mit ganz anderen Dingen beschäftigen und in den Pausen steht es meist alleine herum. Also freut es sich schon den ganzen Vormittag auf die Zeit nach dem Mittagessen…

Die nahende Englischschularbeit verdeckt wie eine schwarze Wolke jede gute Stimmung. Wie war das noch mal mit den Zeiten? Zum Glück kann sie am Nachmittag vor der Schularbeit noch einmal im Tutorium die Englischlehrerin fragen und mit ihr gemeinsam Beispielsätze üben. Erleichtert kann sie dem nächsten Vormittag gleich viel gelassener entgegensehen…

Der kleine Junge traut sich morgens kaum in die Schule. Erst kurz vor Beginn des Unterrichts schiebt er sich möglichst unauffällig durch die Tür und setzt sich auf seinen Platz. Ein Wispern liegt in der Luft, und der Junge kämpft schon wieder gegen den Drang davonzulaufen. Er fühlt sich hilflos und allein gelassen, lässt den Vormittag über sich ergehen und eilt nach Unterrichtsende in die NBT, wo man ihn schon erwartet. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht...

Er ist fest davon überzeugt, dass sein Mathelehrer ihn einfach nicht versteht. Wozu braucht der Mensch schon Binomen? Doch im Mathematiktutorium hört er dann etwas über Abkürzungen, mit denen man sich so manche Rechnung ersparen kann. Er liebt Abkürzungen über alles. Binomen gehören von nun an auch dazu…

Sie mögen Deutsch überhaupt nicht. Die Rechtschreibung fällt ihnen schwer, und Wörter verwenden sie auch stets dieselben. Da hören sie an einem Nachmittag aus einer Ecke lautes Gelächter. Eine Gruppe von Kindern spielt Boggle und versucht dabei, die mitspielenden LehrerInnen zu übertreffen. Das macht sie neugierig und ehe sie sich’s versehen, spielen auch sie mit und lernen dabei neue Wörter kennen…

Wann gehen wir Merkball spielen?“ „Gibt es noch Platz im Kuschelraum?“ „Darf ich mich für die Bibliothek anmelden?“ „Können Sie mir bei der Hausübung helfen?“ „Können wir heute mit dem Tutorium schon früher beginnen?“ „Gehen wir heute in den Park?“ „Darf ich heute ausnahmsweise eine Stunde länger bleiben?“ „Wann gehen wir ins Technische Museum?“ „Darf ich auch in den Chemiesaal gehen?“ … Fragen über Fragen, sobald die ausgehungerten Kinder zum Mittagessen in den Speisesaal strömen.

 

Das Gedicht „Unsere Kinder“ von Khalil Gibran soll diesen Beitrag schließen:

Und eine Frau, die einen Säugling an der Brust hielt, sagte: Sprich uns von den Kindern.

Und er sagte:

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.

Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.

Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,

Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.

Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken,

Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.

Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen,

Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.

Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.

Denn das Leben läuft niemals rückwärts, noch verweilt es im Gestern.

Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.

Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit, und Er spannt euch mit seiner Macht, damit Seine Pfeile schnell und weit fliegen.

Lasst euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;

Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

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