Soziales
„Man kann nicht nicht kommunizieren. “
(Paul Watzlawick)
Klassengemeinschaft und Schulgemeinschaft sind für die Kinder und Jugendlichen ein Experimentierfeld, um soziale Verhaltensweisen praktisch zu erproben.
Dazu zählen:
- der Umgang mit anderen Menschen
- das Artikulieren von Bedürfnissen
- das Austragen von Konflikten
- das Wahrnehmen von Nähe und Distanz
- Rücksichtnahme und Durchsetzungsvermögen
- Kooperation und Konkurrenz
- und unzählige andere soziale Verhaltensweisen
Neben der Vorbildwirkung der Lehrenden ist insbesondere das Verhalten der Gleichaltrigen ein wesentlicher Orientierungsfaktor für die Identitätsfindung Jugendlicher.
Genau diesem peer-Aspekt trägt unser Streithelfer:innen Programm Rechnung, da Jugendliche ohne Erwachsene selbstwirksam gemeinsam etwas erreichen können.
An der Rahlgasse ist es uns seit jeher ein großes Anliegen, respektvoll miteinander umzugehen und ein Klima zu schaffen, in dem sich alle wohlfühlen. Wir sind überzeugt davon, dass wir miteinander mehr erreichen können und gemeinsam besser vorwärts kommen.

Die Streithelfer:innen tragen auf ihre Weise wesentlich zu einem gelungenen Miteinander bei. Die Verwirklichung dieser Gewaltpräventionsmaßnahme verdankt die Rahlgasse einem gelungenen Beispiel schulpartnerschaftlicher Zusammenarbeit. Ohne die tatkräftige Hilfe der Elternvertreter:innen bei Konzepterstellung und Finanzierung wäre es nicht möglich gewesen, diesen Konfliktlösungsansatz zu implementieren.
Die Vernetzung innerhalb der Schule, insbesondere die Anknüpfung an KOKOKO, Schüler:innenberatung und der Arbeit der Gender- und Umweltsprecher:innen gewährleistet, dass gewaltfreie Konfliktbewältigung zur Selbstverständlichkeit werden kann.
Die Streithelfer:innen werden in ihrer Tätigkeit durch regelmäßig stattfindende Treffen und Weiterbildungsangebote von den für den Sozialschwerpunkt zuständigen Lehrpersonen begleitet. Darüber hinaus stehen diese Lehrpersonen auch jederzeit persönlich zur Verfügung.
Streithelfer:innen sind Schüler:innen, die in einer speziellen Konfliktbewältigungstechnik, der Mediation, ausgebildet sind. Sie stehen allen Schüler:innen der Rahlgasse zur Verfügung. Mediation ist die Vermittlung in einem Konflikt durch unparteiische Dritte. Die Teilnahme am Streitschlichtungsverfahren beruht dabei auf dem Prinzip der Freiwilligkeit aller Konfliktparteien. Gesprächsinhalte werden vertraulich behandelt. Ziel ist es, dass die Konfliktparteien zu einer von beiden als Gewinn gesehenen Lösung kommen.
Folgende Aktivitäten werden von den Streithelfer:innen der Rahlgasse angeboten:
- Workshops zum Klassenklima
- Workshops zum Thema Kommunikation
- Streithelfer*innensprechstunde - offen für alle Anliegen (jeden Donnerstag in der großen Pause im Streithelfer*innenraum im dritten Stock)
- Hilfe im Konfliktfall zwischen zwei Personen (in Einzelfällen auch Gruppen)
- einige Streithelfer*innen haben sich auch intensiv mit Einzelberatung auseinandergesetzt und bieten auch Einzelberatung an bzw. machen auf in- und externe Hilfsangebote aufmerksam.
- Unterstützung und Koordination von Schulprojekten (Aktionstage, Tag der offenen Tür, Erstellen von Infomaterial und Workshops, etc.)
Oberstufen-Schüler:innen haben überdies die Möglichkeit, den Sozialschwerpunkt (=S) in dafür speziell angebotenen Modulen („Wahlpflichtfächern“) zu vertiefen. In Verbindung mit den anderen beiden Schulschwerpunkten „Umwelt“ (=U) und „Gender“ (=G) können sie den sogenannten „GUS-Lehrgang“ mit einem Zertifikat abschließen sowie ebenso im schulautonomen Gegenstand „GUS“ die mündliche Reifeprüfung ablegen.
Im Gegensatz zu den anderen beiden Peergruppen, den Gender- und Umweltsprecher:innen, können die Schüler:innen nicht selbst entscheiden, ob sie Streithelfer:in sein möchten, da dafür eine Ausbildung in Konfliktmediation notwendig ist.
Am Ende des der Ausbildung vorausgehenden Schuljahres gibt es einen einführenden Workshop, wo die Tätigkeit der Streithelfer:innen und die Ausbildung vorgestellt werden. Im Anschluss daran entscheidet ein spezielles Auswahlverfahren, das die anonymisierte Einschätzung der ganzen Klasse sowie der Lehrenden berücksichtigt, welche Schüler:innen besonders geeignet für die Tätigkeit als Streithelfer:in erscheinen. Die Teilnahme ist freiwillig. Pro Klasse werden bis zu vier Personen angesprochen.
Die Ausbildung zum/r Streithelfer:in wird alle zwei Jahre für die Schüler:innen der 2. und 3. Klassen angeboten. Der Ausbildungsablauf umfasst sechs Nachmittage zu je drei Einheiten in der Schule sowie zwei gemeinsame Abschlusstage mit Übernachtung. Die Ausbildung wird von einem/r externen Mediator:in begleitet. Am Ende der Ausbildung bekommen die Schüler:innen ein Diplom.
Im Anschluss an die Ausbildung gibt es regelmäßige Fortbildungstreffen, bei denen die Tätigkeit als Streithelfer:in reflektiert und jahrgangsübergreifend besprochen wird. Auch aktuelle Entwicklungen in der Mediation werden vorgestellt, neue, zusätzliche Inhalte aufbereitet oder bereits bekannte Inhalte wiederholt und gefestigt. Auch die Schüler:innen können ihre Ideen einbringen, so ist beispielsweise die Einzelberatung entstanden. Abseits des Fortbildungscharakters dienen diese Treffen auch der Vernetzung und dem Erfahrungsaustausch. Die Schüler*innen übernehmen dabei außerdem in Gruppen Verantwortung und vertiefen so ihre Erfahrung in der Organisation von größeren Projekten.
Hier eine Übersicht über wesentliche Ausbildungsinhalte:
- Gruppenfindung, Arbeitsregeln, Anknüpfen an KoKoKo
- Aktives Zuhören, 4-Ohren-Modell, Ich-Botschaften, Reframing
- gewaltfreie Kommunikation
- Eisbergmodell, Eskalationsstufen
- Rolle der Mediator:in, Grenzen der Mediation
- 5-Phasenmodell der Mediation, Erarbeitung in Rollenspielen
- Unterschiedliche Konflikttypen
- Vernetzung, Erfahrungsaustausch und Reflexion der eigenen Tätigkeit mit bereits ausgebildeten Streithelfer:innen
Zu Beginn jeden Schuljahres stellen sich die Streithelfer:innen in den Klassen vor und halten Workshops in den Klassen ab. Dabei wird auch eine Liste mit Ansprechpersonen in den Klassen ausgehängt, die jederzeit angesprochen werden können. Außerdem gibt es jeden Donnerstag in der großen Pause eine Sprechstunde im Raum der Streithelfer:innen.