Ausflug in den Windpark Prellenkirchen
Am Dienstag, dem 10. September, fand eine Exkursion der 2C in den Windpark Prellenkirchen statt.
Diesem Ausflug war aber im Schuljahr davor intensive Arbeit vorausgegangen. Im Zusammenhang mit dem Comeniusprojekt „KKK“ (Mit Kunst und Kultur gegen den Klimawandel wurde in der 1C
im Rahmen eines kleinen fächerübergreifenden Projektes (Geografie, Deutsch) auf sehr unterschiedliche Art zum Thema gearbeitet.
In Deutsch galt es eine Reizwortgeschichte zum Thema „Klimawandel“ zu schreiben, in der der Wind eine wichtige Rolle spielen sollte.
Folgende Wörter mussten in die Geschichte eingebaut werden: „Coole Teenies, unheimlicher Wind, Donner und Blitz, alles zerstört, geschäftiges Treiben, fröhliches Fest“
Die Geschichten wurden von der Jugendbuchautorin Edith Schreiber – Wicke gelesen, bewertet und prämiert. Die Wahl fiel der Autorin sehr schwer, da jede Geschichte auf ihre Art interessant zu lesen war. Schließlich ging aber doch die Erzählung „2013“ als „Siegerin“ hervor. Drei der Geschichten wurden dann auch im Rahmen eines Hausmusikkonzertes vorgelesen.
In Geografie beschäftigten sich die SchülerInnen in Gruppen allgemein mit dem Thema „Energie“ und speziell mit den erneuerbaren Energien, insbesondere der Windenergie. So entstanden einige interessante Plakate.
Und schließlich entwickelten die SchülerInnen im Anschluss an die Exkursion ein kleines Quiz.
Die SchülerInnen, die im Rahmen von Comenius demnächst nach Dänemark aufbrechen, werden dort auch die Projektergebnisse präsentieren.
Klasse: 2C, Begleitung: Susanne Waschulin, Andrea Stefan
Quiz
Aus welchen Teilen besteht ein Windrad?
Wie erzeugt ein Windrad Strom?
Wie weit muss ein Windrad vom nächsten Haus entfernt sein?
Wie viele Haushalte kann ein Windrad in einem Jahr mit Strom versorgen?
Warum ist Windenergie umweltfreundlicher als Energie, die aus konventionellen Kraftwerken gewonnen wird?
Welche Einwände gibt es gegen den Bau von Windrädern?
Welche Nachteile hat die Windenergie?
Welche erneuerbare Energien gibt es noch?
Kann man erneuerbare Energie speichern?
Geschichten für 3013- Wir retten die Welt
3013
oder
Wie man die Menschheit rettet
3013
Schwitzend und schnaufend kam Kaya beim Schulgebäude an. Sie wurde fast erdrückt von der Menschenmasse, die in den grauen Betonklotz strömte, so wie das Wasser, das ihre Heimat überschwemmt und alles zerstört hatte. Sehnsüchtig dachte Kaya an die Zeiten, in denen sie noch mit Pullover in die Schule gegangen war. Die kalte Jahreszeit und der Schnee, ach der Schnee. Dieser weiße, kühle Flaum, der vom Himmel fiel, oh wie ihn vermisste. Sie wusste schon gar nicht mehr, wie es sich anfühlte Kälte zu spüren. Seufzend schaute Kaya in den Himmel, von dem die pralle Sonne ungehindert auf die Erde brannte. Zum Teufel mit den Autos, die die Ozonschicht löchriger machten, als Kayas eigene Socken. Kaya wurde aus den Gedanken gerissen, als sie über die langen Füße von Markus stolperte. Markus war neu in der Klasse und der 62. Schüler, der mit ihr den Klassenraum teilte.
Markus lachte sein falsches Lachen und die Mädchenclique, die sich „die coolen Teenies“ nannte, kicherte. Kaya ging weiter. Ein Mädchen der „coolen Teenies“ versuchte auch, ihr ein Bein zu stellen, aber diesmal wich Kaya geschickt aus. Als sie auf ihren Klassenraum zueilte, hörte sie, wie ein Mädchen, Antonia, ihrer Freundin, erzählte, dass wieder ein Land überschwemmt worden war. Ja, es wurden von Tag zu Tag mehr Menschen, die in die Berge zogen um nicht zu ertrinken. Obwohl diese schon mehr als überfüllt waren. Aber die Menschen haben Angst, große Angst, doch das Autofahren ließen sie trotzdem nicht sein. „Es geht eben nicht anders“ sagen sie.
Eine Begegnung
Erschöpft machte Kaya sich auf den Heimweg. Sie ging zu Fuß, ihre Eltern hassten Autos. Sie spürte schon wieder einen Sonnenbrand auf der Haut. Sonnencreme war längst ausverkauft. Man musste sie Monate im Voraus bestellen.
In der Schule war es unerträglich heiß gewesen, wie immer. Kaya spürte die Hitze, wie sie von allen Seiten erbarmungslos auf sie zu kroch. Die schaute besorgt auf ihre Hände, die schon rot wurden. Als sie wieder aufblickte, stand vor ihr ein mittelgroßer, gutaussehender Junge. Er lächelte. Sie wurde rot. Der Junge hatte kohlrabenschwarzes Haar und eine blasse Haut. Er sah so aus, als wäre er noch nie von der Sonne berührt worden. Aber Kaya fiel nichts davon auf. In ihrem Bauch kribbelte es und ihr Herz klopfte wie verrückt. Plötzlich hörte Kaya ein seltsames Murmeln. Es kam direkt aus dem Mund des seltsamen Jungen. „Alka Runa di Aybe laner kiir“. Die Augen des Jungen waren größer geworden und gelb. Rote und grüne Spiralen kringelten sich darin. Die Stimme passte gar nicht zu ihm. Sie war hoch und quietschig: „ Mana taka tuka limaquata kura Ami.“ Auf einmal wurden die Augen wieder normal. Mit einer ebenfalls normalen Stimme sagte der Junge: „ Verstehst du? Das ist wichtig!“ Kaya nickte, obwohl sie überhaupt nichts verstand. „Bis bald“ rief der Junge und war so plötzlich verschwunden, wie er gekommen war. Ist da nicht ein grünlich-blauer Blitz gewesen? Langsam dachte Kaya wirklich, sie hatte nur einen Sonnenstich bekommen.
Badeausflug mit Folgen
„Gaiga!“ Die Tür zum Kinderzimmer wurde von Fabios winzigen Händen geöffnet. „Wia gehen swimmen Gaiga!“ Fabio stand grinsend vor ihr. Seine schleimigen Hände waren kaum zu übersehen. Er musste schon wieder mit Zilly, der Riesenschnecke gespielt haben. „Ich komme gleich!“ murmelte Kaya abwesend. Sie dachte immer noch an diesen Jungen und seine Worte. Schon sein Stunden versuchte sie diese seltsamen, gemurmelten Laute zu entschlüsseln. „Gaiga!“ Fabio zupfte an Kayas T-Shirt. „Gomm endlig!“ Kaya seufzte und stand auf. Sie griff nach ihrem Badeanzug. Fabio stand schon an der Tür: „Gaiga!“ Über so viel Ungeduld musste Gaiga, äh pardon Kaya, lachen und ging extra langsam zur Tür.
Die Sonne brannte wie immer prall vom Himmel. Kaya richtete sich auf und musste augenblicklich lächeln als sie Fabio im Wasser planschen sah. Er sah so glücklich aus. Plötzlich rollte eine gewaltige Welle auf ihn zu. „Rette ihn!“ dachte Kaya, „rette ihn!“, aber sie konnte sich nicht bewegen. Irgendetwas hielt sie zurück. Kaya kämpfte mit sich. Schließlich sprang sie auf und stürzte sich in die Wellen, aber es war schon zu spät. Fabio war fort. Kaya war, als sähe sie grünliche Wesen, die Fabio wegzerrten. Sie tauchte hinab, aber sie konnte nichts sehen. Sie tauchte tiefer und tiefer, doch Fabio blieb verschwunden. Kaya ging langsam die Luft aus, aber aufgeben wollte sie trotzdem nicht. Es ging ja schließlich um ihren kleinen, süßen Fabio. Plötzlich wurde Kaya schwarz vor Augen. „Jetzt ist es aus“, dachte sie. Aber es störte sie nicht. Wie sollte sie denn ohne Fabio leben?!
„Kaya!“ „Lebt sie noch?“ „Ihr Puls!“ „Oh, Kaya!“ „Wie geht es ihr?“ Stimmen drangen an Kayas Ohr. Langsam öffnete sie die Augen. Sie lag wieder am Strand und wurde von Dutzenden Menschen umringt. „Sie öffnet ihre Augen!“ Ein Mann beugte sich über sie. „Wie geht es dir?“ fragte er leise. Kaya röchelte „ja“. Sie hatte noch den Salzwassergeschmack im Mund. Kaya versuchte sich aufzurichten, doch der Mann drückte sie behutsam zurück auf den weichen Sand. „Streng dich nicht an" , sagte er und lächelte „du bist noch zu schwach.“ So fühlte Kaya sich auch; schwach und hilflos. Sie merkte gar nicht mehr, wie ihr Vater sie vorsichtig aufhob und nach Hause trug.
Schlimme Tage und ein unerwarteter Besuch
„Das Essen ist fertig!“ rief Babaloo mit müder Stimme. Selbst ihm machte nichts mehr Spaß. Kaya richtete sich auf. Seit dem Badeausflug sprach sie kaum mehr und verweigerte sämtliche Speisen. Selbst Babaloos weltbester Bohneneintopf schmeckte ihr nicht mehr.
Als Kaya beim Bett von Fabio vorbeikam, wischte sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Ach Fabio! Seit er weg war, herrschte eine bedrückte Stimmung über Kayas Familie. Langsam schlurfte sie über den engen Flur. Als sie einen Blick aus dem Fenster warf, blieb ihr fast das Herz stehen. Auf der Straße in der prallen Sonne stand der Junge. DER Junge. Er hatte noch immer das gleiche kohlrabenschwarze Haar und die blasse Haut. Diesmal fiel es ihr auf, obwohl ihr Herz wieder wie verrückt zu klopfen begann. Er lächelte schon wieder. „Kaya?“ Marina stand plötzlich im Flur. „Kommst nicht?“ Kaya schüttelte den Kopf. „Ich esse heute nichts“ murmelte sie. Marina seufzte und ging wieder in die Küche. Kaya starrte noch immer aus dem Fenster. Der Junge lächelte ihr zu. „Komm heraus“ formten seine Lippen. Kaya schaute sich um, nur um sicherzugehen, dass niemand zuschaute. Dann öffnete sie das Fenster und stieg hinaus. „Geht es dir besser?“ fragte er. „Warum?“ Wusste er von Fabios Verschwinden und dem Ausflug zum Strand? Nein, das konnte nicht sein. Woher sollte er es wissen? „Mir geht es gut“ sagte sie also und rang sich ein Lächeln ab. „Dir geht es nicht gut“ stellte der Junge fest, „aber keine Angst, Fabio geht es gut.“ Im ersten Moment spürte Kaya nur die Freude. Sie lachte und drehte sich um sich selbst. Fabio geht es gut! Er lebt! Er ist glücklich! Vielleicht konnte sie ihn bald wieder sehen! Aber plötzlich hielt sie mitten im Tanz inne. Woher wusste ER von Fabio? Als der Junge Kayas erschrockenes Gesicht sah, seufzte er. „So, Wennie, jetzt musst du ihr wohl alles erzählen.“ Da wurde Kaya wütend. Die Wut brodelte in ihrem Bauch wie heißes Wasser, schäumte und spritzte. „Was weißt du über ihn??!!“ brüllte sie und schüttelte Wennie, oder wie er auch hieß. „Alles mit der Ruhe!“ murmelte Wennie und wartete, dass Kaya sich beruhigte. „Er wurde entführt“ sagte er schließlich. „Du hast ihn entführt“ schrie Kaya und bohrte Wennie ihren Zeigefinger in die Brust. Sie war noch immer fuchsteufelswild. „Nein, nein“ meinte Wennie, „ich hatte alle Hände voll zu tun, dich zu retten. Ich konnte dich ja nicht ertrinken lassen.“ Jetzt war Kaya baff. „Du hast mich gerettet?“ Wennie murmelte ein „ja“ und senkte den Kopf. „Aber wer hat dann Fabio entführt?“ fragte Kaya und schaute Wennie an. Er hatte so schöne Augen. „Mein Vater“ flüsterte Wennie. Er sagte es so leise, dass Kaya ihn fast nicht verstand. „Dein Vater?“ fragte Kaya. Doch plötzlich schaute Wennie erschrocken auf seine Arme, in den Himmel, von dem die pralle Sonne schien und wieder auf seine Arme. Wenn Kaya sich nicht täuschte, lag darauf ein bläulicher Schimmer. Dann rannte Wennie ohne ein Wort davon.
Eine 2. Chance für Wennie
Kaya konnte es immer noch nicht fassen. Er war einfach weggelaufen. Einfach so! Aber warum? WARUM? Mochte er sich nicht? Oder fand er es nicht nötig, sie über seinen Vater aufzuklären. Wennie. Kaya ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen. Sie seufzte. Ja, sie war wütend auf ihn, sehr sogar, aber was könnte das daran ändern, dass sie unsterblich in ihn verliebt war? Nichts. Kaya nahm einen Blick und war ihn mit voller Wucht aus dem Fenster. Draußen war es schon dunkel. „Ich sollte mich schlafen legen“, dachte sie.
Wovon Kaya aufwachte, wusste sie nicht. Es war ein Gefühl. Ein Gefühl, das ihr befahl, aufzuwachen. So ein ähnliches Gefühl hatte sie schon einmal verspürt. Wann war das nur? Ach ja, am Strand. Dieses Gefühl, das ihr verboten hatte, Fabio zu retten. Hirnlos. Kaya richtete sich auf, und ließ ihren Blick herumschweifen. Bei Fabios Bett blieb er einen quälenden Moment lang hängen, dann kam er beim Fenster zu stehen. Es war dunkel draußen, aber Kaya konnte eine Gestalt wahrnehmen, die im Regen stand. Langsam tapste sie ans Fenster. Als sie nach draußen schaute, traute sie ihren Augen kaum. Denn dort draußen stand Wennie und winkte ihr, heraus zu kommen. Kaya wollte es so gerne befolgen, aber sie konnte nicht. Wie konnte er es wagen, einfach so bei ihr aufzukreuzen, nachdem er einfach so davongerannt war? Wennie kam ans Fenster und schaute sie bittend an. Kaya blickte direkt in seine wasserblauen Augen. Sie streckt ihre Hand nach der Fensterklinke aus, aber dann zog sie sie schnell wieder zurück. „Du lässt dich einfach so von seinen Augen verführen?“, fragte sie sich. „Oh ja“, dachte sie dann und machte das Fenster auf.
Ein Schwert und eine Kette
„Ich dachte schon, du bist noch immer böse auf mich“, begrüßte Wennie Kaya. Diese wurde rot und senkte beschämt den Kopf. „Es tut mir leid, dass ich so plötzlich gegangen bin. Aber weißt du, meine Haut ist sehr empfindlich. „Kaya nickte. „Ich bin eigentlich ein Meeresbewohner. Mein Vater ist der König der Meere. Er versucht schon lange, die Menschheit auszulöschen, weil sie das Meer so verschmutzen. Bisher war da immer die Ozonschicht, die euch geschützt hat. Aber jetzt …“ Wennie machte eine bedeutungsvolle Geste. „Jetzt plant er eure Vernichtung“. Es folgten ein paar Minuten betretenes Schweigen. „Kann man da nicht irgendetwas tun?“ krächzte Kaya. „Schon …“ Sagt Wennie langsam. „Und genau deshalb bin ich ja hier. Deine Mutter besitzt etwas, womit du die Menschheit retten kannst. Lusandia und ich haben uns das schon gut überlegt. Es gibt da ein Schwert. Es steckt tief unter dem Meeresspiegel im Schlamm. Meine Mutter lässt es gut bewachen. Du musst dich in Acht nehmen vor den Korks. Sie sind sehr hinterhältig und gewieft. „Wer ist Lusandia?“ – „Meine beste Freundin im Meeresreich.“ Kaya fragte sich, was ihre Mutter wohl besaß, das so wichtig für die Menschheit wäre. Als ob Wennie Gedanken lesen könnte sagt er: „Es ist eine Kette.“ Und dann berichtete er, dass die Kette magische Kraft hätte. Nur wenn man das schon erwähnte Schwert mit dieser Kette berührte, könnte man es aus dem Schlamm ziehen. Dann müsste man noch den König töten. „Wenn er stirbt, geht sein ganzes Gefolge mit ihm ins Reich der Toten. Seine Dienerschaft und auch seine ganze Familien. Hilfst du uns?“ Kaya nickt langsam. Sie musste zuerst einmal alles verdauen, was Wennie ihr erzählt hatte. Schließlich kam nicht jeden Tag jemand vorbei prophezeite die Ausrottung der Menschheit. „Glaubst du, du kannst deiner Mutter die Kette entwenden?“, fragte Wennie vorsichtig. „Mal sehen, was sich tun lässt!“, meinte Kaya ausweichend. Eigentlich trug ihre Mutter die Kette sogar im Schlaf, aber für die Menschheit würde sie alles tun. „Na dann tschüss“, verabschiedete sich Wennie und drückte Kaya einen Kuss auf die Lippen. „Tschüss, Wennie“, flüsterte Kaya in die Nacht hinein, aber Wennie war schon weg.
Eine schwierige Entscheidung
„Es ist wichtig“, flehte Kaya ihre Mutter an. „Die Menschheit steht auf dem Spiel.“ Marina musste lachen. „Ja, ja, ich weiß, dass es lebenswichtig ist, dass du die Kette morgen in der Schule trägst.“ Kaya seufzte. Ihre Mutter verstand sie einfach nicht. „Bitte“, Kaya schaute ihre Mutter mit großen Augen an. „Jaja, wie soll ich diesem Blick denn widerstehen?“ lachte Marina und hängte Kaya die Kette um den Hals. Prüfend legte Marina den Kopf schief und stellte fest, dass die Kette Kaya stand. „ Du bist die beste, Mama!“ rief Kaya und rannte ins Kinderzimmer. Marina musste grinsen. Wie sich Kayas Hände so behutsam um die Kette schlossen. Als ob sie die Kette nie mehr hergeben wollten. So wie Fabio. Wie sie ihm viele Male die Kette geliehen hatte. Wie er oft stundenlang damit gespielt hatte, im Haus oder am Strand. Fabio. Schnell ging Marina wieder zurück in die Küche, damit niemand die Tränen sah, die in ihren Augen glitzerten und herauswollten.
Irgendetwas störte Kaya an den Worten Wennies. „Wenn er stirbt, geht sein ganzes Gefolge mit ihm ins Reich der Toten. Seiner Dienerschaft und auch seine ganze Familie“. Das war doch gut! Dann waren diese Wasser-Heinis ein für alle Mal verschwunden. Dann würde vielleicht alles wieder gut werden. Dann würden diese Wellenreiterchen keine Länder mehr überschwemmen. Das war doch gut! Das war doch alles gut! Aber da war noch etwas. Etwas Kleines, aber es störte sie mächtig. Eine Kleinigkeit, die aber doch keine Kleinigkeit war. „... und seine ganze Familie.“ Das war es! Kaya richtete sich ruckartig auf. Hatte Wennie nicht gesagt, er wäre der Sohn von diesem Scheusal von König? Mit mechanischen Bewegungen ging sie zum Fenster. Irgendetwas sagte ihr, dass er da war. Sicher. Ganz sicher. Sie öffnete das Fenster. Und wirklich: da stand er. „Ich will dich nicht umbringen!“, flüsterte Kaya und schwang sich auf das Fenstersims. „Hallo Kaya!“, sagte Wennie leise. Es war später Nachmittag und ein paar dichte Wolkendecken verdunkelten die Sonne. Ein unheimlicher Wind fegte durch die Gassen. „Warum hast du mir es nicht gesagt? Ich kann doch deinen Vater nicht töten, wenn du auch stirbst!“, schluchzte Kaya. Wennie seufzte. „Ich hatte gehofft, du merkst es nicht. Aber es war dumm von mir, das zu hoffen.“ Kaya schluchzte noch immer und Wennie nahm sie in den Arm. „Weißt du, ich habe viele Freunde unter den Menschen gefunden. Ich will nicht zusehen, wie sie alle sterben. Du musst dich entscheiden. Wenn ich sterbe, dann sind ja noch deine Eltern da, und Fabio, deine Freunde und alle, die du liebst. Ansonsten lebe ich noch. Aber was hast du davon? Du lebst ja nicht mehr! Tu es Kaya! Tu es für mich!“ Kaya löste sich aus Wennies Umarmung und blickte ihm in die Augen. „Ich kann es nicht!“, stammelte sie. „Ich kann es einfach nicht!“ Dann fiel ihr noch etwas ein. „Wie geht es Fabio? Warum hat deine Mutter ihn entführt?“ „Fabio musste zu viel“, erwiderte Wennie. „Er hat beim Spielen die Magie der Kette entdeckt. Das war gefährlich für meinen Vater und meine Mutter. Aber keine Sorge, ihm geht es gut. Meine Eltern wollen, dass er zusieht wie die Menschen sterben. Sie wollen ihm auf die Nase binden, dass er schuld ist. Erst am Schluss werden sie ihn töten.“ Armer Fabio. Wo er doch so leichtgläubig ist. „Ach ja die Kette“, fragte Wennie, „hast du sie?“ Kaya nickte gedankenverloren. Sie konnte doch nicht zulassen, dass Fabio starb! Nein, nicht ihr kleiner, süßer Fabio! Aber Wennie? Kaya wusste es nicht. „Überlege es dir!“, bat Wennie und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Es liegt alles bei dir.“ Dann war er weg. Auch der Wind verstummte.
Wach lag Kaya im Bett und konnte nicht schlafen. Immer wieder schaute sie auf das Bett neben ihr. Sollte sie ihn nie wieder sehen? Er war doch noch so klein! Aber wie sollte sie Wennie umbringen? Sie hätte ihr Leben lang ein schlechtes Gewissen! So dachte sie hin und her und her und hin. Erst nach Mitternacht stand ihr Entschluss halbwegs fest. Sie würde den König umbringen. Und Wennie ... Ach, nicht daran denken! Fabio würde dann wieder bei ihr sein und sie könnten spielen und lachen. Ihre Mutter und ihr Vater würden da sein. Alle, die sie liebte. Außer Wennie ... Mist! Sie konnte einfach nicht nicht an ihn denken! Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie sie wieder nach Abatsha ziehen würden. Aber immer wieder mische sich Wennie in ihren Traum. Weinend, fluchend, wütend ... „Kaya! Kaya!“ Sie öffnete die Augen. Mitten im Zimmer stand Wennie. „Und?“ In seinen Augen stand Furcht vor ihrer Antwort. „Ich tue es!“, flüsterte Kaya. Wennie nickte. Hinter ihm stand eine kleine, etwas plumpe Frau mit einer Hornbrille und lächelte. Wennie drehte sich zu ihr um und sagte: „Alka Loma levete.“ Die Frau nickte. „Ayne. Vell kola greiga levete. Iba krura, Stana hotja Kulia dell Quandel.“ Sie schaute aus dem Fenster. „Komm!“, meinte Wennie und streckte Kaya die Hand hin. „Wir müssen los.“
Unsichtbar ist wunderbar
„Was ist deine Lieblingsspeise?“ Ohne nachzudenken sagte Kaya „Bohneneintopf!“ Wennie verzog das Gesicht. „Na ja, wenn du meinst! Und was hasst du am meisten?“ „Muscheln.“ Diesmal verzog Kaya das Gesicht. Wennie seufzte. „Dann iss am besten Bohneneintopf mit Muscheln!“ Kaya schaute ihn entsetzt an. „Wozu?!“ Wennie verdrehte die Augen und fragte sie, ob sie vielleicht sichtbar an dem Korks vorbei gehen wolle. Ungläubig fragte Kaya: „Dieser Trunk macht mich unsichtbar?“ Lusandia fand in ihrer Tasche ein paar Muscheln. Ein Glück, dass Lusandia Muscheln liebte. Sonst müssten sie jetzt extra welche suchen gehen und dazu hätten sie echt keine Zeit.
Der Muschel-Bohnen-Eintopf schmeckte grauenhaft, aber Kaya zwang sich ein paar Bissen zu essen. Und wirklich: schon nach dem ersten Löffel fühlte sich Kaya leichter und ihre rechte Hand verschwand gänzlich. Am Schluss schwebte nur noch der Löffel in der Luft.
„Sei leise und flink. Sonst hören dich die Korks!“, schärfte Lusandia Kaya ein. Es war leichter gesagt als getan. Die Korks waren sehr aufmerksame Wesen und sie bewachten das Schwert gut. Aber Kaya hatte Glück. Ein Schillerlurch kam herangehopst und verkündete lauthals, dass sie jetzt raufkommen dürften, um sich die Zerstörung anzuschauen. Kaya wusste, dass sie nun schnell handeln musste. Als die Korks weg waren, zog Kaya das Schwert mithilfe der Kette aus dem Schlamm und eilte an die Wasseroberfläche. Jetzt lag alles an ihr.
Der Kampf
Wawindalo lachte sein scheußliches Meerköniglachen, mit dem er die Wellen zu riesigen Windhosen auftürmte. Blitze und Donner erfüllten die sonst immer so stille Bucht. Wawindalo sah scheußlich aus. Bosheit und Hass waren ihm ins Gesicht geschrieben. Aber am meisten sah man die Machtgier. Die Gier, die Welt zu besitzen. Mit Gebrüll, das keiner hören konnte stürzte Kaya sich auf Wawindalo, der gerade auf den völlig verängstigten Fabio einsprach. Sie hob das Schwert. Doch genau in diesem Augenblick sah sie Wennie. Er war zwar ein Wassermensch, aber sie erkannte ihn trotzdem sofort. Er versuchte gerade, ein paar Penseo-Krieger abzulenken. Sie brachte es nicht übers Herz. Plötzlich schaute Fabio sie an: „Gaiga!“ Anscheinend konnte er sie (wie Wennie) trotzdem sehen. Sofort war einer der Xiavaso bei ihr. Er erwischte sie an ihrem Kleiderzipfel und schüttelte sie solange bis Kaya sich übergab. Und in genau dem Augenblick, in dem sie den Muschel-Bohnen-Eintopf auskotzte, wurde sie wieder sichtbar. Die beiden Xiavosos hielten sie mit eisernem Griff fest. Der König drehte sich langsam zu ihr um. Jetzt war sein Blick noch höhnischer als zuvor. Kaya presste die Kette fest an sich. Das Schwert lag wahrscheinlich schon wieder am Meeresgrund. Kaya hatte so ein Gefühl, dass Wawindalo es auf die Kette abgesehen hatte. Plötzlich schnippte der Meerkönig mit den Fingern und zwei Schillerlurche boxten Kaya so ruckartig und fest in den Bauch, dass ihr der Atem stockte und die Kette aus der Hand glitt. Wawindalo grinste siegessicher und bückte sich nach der Kette. Kaya wagte gar nicht hinzusehen, und trotzdem klebte ihr Blick an dem Amulett. Als Wawindalo die Kette berührte, passierte etwas Seltsames. Es gab eine lauten Knall und statt dem furchteinflößenden Wasserkönig schwamm nur mehr ein kleiner Fisch hektisch umher. Merides, die Meerkönigin, fing ihn ein und betrachtete ihn entsetzt. Der Griff der Xiavaso wurde lockerer. Mit einem Ruck befreite Kaya sich, fischte die Kette aus dem Wasser und sprang auf Merides zu. Erst zu spät bemerkte die Meerkönigin Kaya. Mit einem Quietschen sprang sie nach hinten, aber Kaya hatte sie schon berührt.
Unter den Dienern herrschte große Aufregung. Die Xiavaso hatten ihre Speere fallen lassen und sprangen auf und ab. Die Korks riefen immerzu „Juhu! Juhu!“, und die Schillerlurche bewarfen die Qualle Merides und den Fisch Wawindalo mit allem, was sie finden konnten. Wennie sah zufrieden, wie die Penseo-Krieger die aufgewühlten Wassermassen beruhigten. Dann kam er lachend auf Kaya zugelaufen und fiel ihr um den Hals.
Eine fröhliche Feier
„Noch ein Orangensaft?", frage ein Xiavaso Babaloo. Dieser nickte und der Xiavaso drückte ihm einen in die Hand. Fabio spielte mit den Schillerlurchen Feuerwehr und Antonia unterhielt sich angeregt mit den Penseo-Kriegern. Es war ein Fest der etwas anderen Sorte. Die ganze frühere Dienerschaft des Meerkönigs war hier und viele Menschen aus der Nachbarschaft. Es wurde viel getanzt und kennengelernt. Marina und Babaloo hörten sich zum 101. Mal die Geschichte von Kaya an. Als Kaya das 101. Mal fertig erzählt hatte, kam Wennie auf sie zu. Er fiel vor ihr auf die Knie und küsste ihr die Hand. Mit gespielter Ehrfurcht neigte er den Kopf und sprach: „Darf ich Sie um diesen Tanz bitten?“ Da musste Kaya lachen und Wennie zog sie auf die Tanzfläche. Mit fünf Jahren hatte Kaya einmal einen Ballettkurs besucht, aber Ballett war jetzt nicht gefragt. Gott sei Dank konnte Wennie ein klein wenig tanzen und so wurde es keine so große Blamage. Ein paar Mal fiel Kaya zwar fast von der Bühne, weil sie über Wennies Füße stolperte, aber es machte großen Spaß mit Wennie zu tanzen. Fabio und Babaloo schlugen begeistert auf die Trommeln, die Babaloo besorgt hatte und Marina wiegte mit einem Lächeln auf dem Gesicht ihren Babybauch im Rhythmus dazu. Am Ende trug Wennie Kaya hinunter. Er ächzte unter ihrem Gewicht, aber er hielt tapfer bis zum Boden durch. Dann jedoch brach er zusammen und legte sich auf den Boden. Kaya kuschelte sich an ihn und lächelte beglückt. Auch Wennie stand die Freude ins Gesicht geschrieben. Seine gehassten Eltern waren tot! Fort, weg, für immer! Und er lebte noch! Konnte seine besten Jahre mit Kaya verbringen. Vielleicht hätte er im Himmel mit seiner Mutter weitergelebt. Schreckliche Vorstellung! Nur Merdura und ihre Freundinnen waren noch da. Aber seine Schwester sang den begeisterten Zuschauern gerade ein Lied vor, als hätte sie nie etwas anderes getan. Um sie musste er sich bestimmt keine Sorgen machen. Oh, er beneidete Kaya so sehr um ihre Familie! Sie hatten einen Bruder, den sie liebte und der sie liebte, einen Vater, der wirklich nett war und eine Mutter, die schwanger war und ihr auch Liebe schenkte. Kaya hatte es so gut. Wennie blickte zu Lusandia, die gerade einen Ananas-Cocktail trank und mit einem hochgewachsenen Mann flirtete. Ja, es war eine Party der etwas andern Art. Aber sie gefiel Wennie.
Bisher war es nur eine Baustelle. Aber schon bald würden sie alle einziehen können. Marina mit Francesco, Babaloo und Fabio, Kaya und Wennie, Merdy und alle früheren Diener von Wawindalo. Wennie hatte über das ganze Gesicht gestrahlt, als Kaya ihn schüchtern gefragt hatte, ob er bei ihnen wohnen wolle. Jetzt stand er neben Kaya und bestaunte die riesige Baustelle. Die obersten Stockwerke sollten mit Wasser gefüllt werden, damit die Diener nicht austrockneten. Er brauchte das Wasser ja nicht mehr, seit der König und Merides tot waren. Warum? Das wusste er nicht. Plötzlich hörten sie ein Geräusch. Kaya und Wennie fuhren herum. Auf der anderen Straßenseite stand ein Krorks und verschlang gerade ein Auto. Lächelnd leckte er sich die Lippen. Es schien ihm gut zu schmecken. Doch als er Kaya und Wennie bemerkte, senkte er schuldbewusst den Kopf. Aber Kaya lächelte. Ihr war gerade eine Idee gekommen. Aber die musste sie erst mit ihren Eltern besprechen. Tags darauf schickte Kaya alle Krorks fort. Ihre Eltern waren hellauf begeistert gewesen von der Idee, die Korks alle Autos auffressen zu lassen. Die Autofabriken stellten zwar viele neue her, aber Wennie schickte die Schillerlurche, die alle Fabriken mit Freude zerstörten. Die Xiavaso flickten mit Hilfe der Penseo-Krieger die Ozonschicht. Die Schillerlurche waren für diese Aufgabe zu ungeschickt und die Korks, nun ja, die hatten keine Hände. Es wurde tatsächlich kühler und das Wasser ging zurück. Viele Menschen zogen wieder in ihre Heimat zurück. Genauer gesagt: fast alle. Im Sommer machten Wennie, Kaya und ihre Familie Urlaub in Abatsha, aber sonst leben sie das ganze Jahr in ihrem großen Haus in Zvazilly. Wennie ging mit Kaya in die Schule. Jetzt waren sie nur noch 12 Schüler. Wennie verstand sich super mit Markus und Lusandia erst recht ...
Eines Abends saß Kaya am Meer, in dem gerade die Sonne versank. Wennie kam vom Haus auf sie zu und lächelte. „Francesco geht es gut! Er ist gesund zur Welt gekommen.“, flüsterte er uns setzte sich neben sie.
Kaya lehnte den Kopf an seine Schulter und lächelte. „Mir geht es auch gut!“ Sie kuschelte sich eng an ihn. Wennie legte seinen Arm um Kaya. „Mir auch!“, flüsterte Wennie, „immer wenn du da bist.“ Dann gab er ihr einen Kuss. Spät in der Nacht fand Babaloo die beiden. Schlafend und eng aneinander gekuschelt lagen sie da, so friedlich. Er deckte sie lächelnd zu und ging wieder zum Haus zurück.